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Wer hat die schönste Corona-Dataviz im ganzen Land?

Am 28. Juli 2020 fand das zweite virtuelle Corona-#ddjbw statt. Gast war diesmal Prof. Till Nagel (Hochschule Mannheim), mit dem wir über Corona-Datenvisualisierungen gesprochen haben – am lebenden Beispiel. Hier die besprochenen Visualisierungen von einigen unserer Mitglieder.

Stuttgarter Zeitung

Die Einheiten auf der y-Achse sind eher zufällig alle auf 100 skaliert, das kann Betrachter verwirren. Eine Einfärbung benutzt man zudem typischerweise, um Abweichungen (positiv/negativ) zu veranschaulichen.

Bei den Säulen ist sichtbar die Einfärbung ein Thema. Denkbar wäre, nur drei Alters-Stufen (0-29 etc) einzufärben, um damit nur drei Farben zu verwenden. Details zu den Subgruppen könnten beim Hovern angezeigt werden. Schön wäre auch Kurve mit dem mittleren Alter der Erkrankten.

Link: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.covid-19-demografie-in-deutschland-corona-infizierte-werden-juenger-und-maennlicher.f29db8ef-4761-42ae-9acd-350f594ff5dd.html

Südkurier

Extra-Lob für die Legende: Sie ist nicht nur unter der Karte, sondern auch in der Überschrift

Quelle: https://www.suedkurier.de/baden-wuerttemberg/Corona-So-ist-die-Lage-in-der-Welt-Deutschland-und-der-Region;art417930,10474561

Schön sind die verschiedenen Merkmale zu sehen. Bei der hart gecodeten y-Achse könnten die Maxima z.B. bei 7-Tages-Werten niedriger als bei 100 liegen, weil man so kaum etwas erkennt.

SWR

Grün / Rot / Gelb passt auf den ersten Blick nicht zum Pfeil. Anregung von Till Nagel: Begriffe besser nicht farblich hinterlegen

Aus der Runde kommt Kritik wegen geringer Aussagekraft der Visualisierung. Johannes, sagt der SWR wollte damit die Varianz bei R erklären. Die Grafik ist ohnehin schon reduziert, ursprünglich fanden sich die Werte für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in einer einzigen Grafik.

Till Nagel lobt wiederum die Einfärbung im Begleittext. Ein Problem bei diesem Zeitraum: ab April wachsen die Punkte kaum mehr. Eventuell könnte man ab einer bestimmten Zahl von Toten ein Viereck statt einen Kreis zeigen oder die Entwicklung wochen-/monatsgenau (statt tageweise) abbilden, damit sich mehr tut

Anregung aus der Gruppe: Liniendiagramm über die Zeit für die einzelnen Bundesländer? Alternativ die Veränderung zeigen anstelle der absoluten Zahlen, denn mit einer sich bewegenden Grafik will man ja Veränderung zeigen 

Johannes: “Das ist das Leid automatisierter Grafiken, die haben eben ihre Zeit. Diese Grafik kommt aus der Zeit, in der es nur um das Thema Ausbreitung geht.” Das heißt, dass dieses Format nicht mehr funktioniert, sobald die Fallzahlen zurückgehen, spätestens da müsste es um aktuell Infizierte oder ähnliche Werte. 

Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/coronavirus-aktuell-zahlen-und-fakten-zur-lage-in-deutschland-100.html

Mannheimer Morgen

Till Nagel lobt das einheitliche Farbschema. Die Balken in der Tabelle sind etwas zu subtil, die könnte man noch größer machen. Außerdem denkbar: die Zeilen hervorheben, wo etwas Besonderes zu finden ist.

Unter den ddjbw-lern herrscht eine gemischte Meinung zu den bunten Kreisen mit Infizierten insgesamt und Anteil. Daniel Kraft berichtet, dass er ursprünglich eine Choropletenkarte geplant hatte. Die tue aber so, als sei der ganze Kreis gleichmäßig betroffen.

Till Nagel fragt, warum man überhaupt eine Karte zeigt. Sie sieht zunächst verständlich aus. Doch es ist “unklar, ob die Leute das wirklich verstehen”. Ein Problem: Betrachter kommen ja nicht auf die Gemeindeebene. Man müsste eine Nutzerstudie anstellen, wie eine solche Karte gelesen wird und ob die Information relevant ist

Anregung: Wie wäre ein Suchfeld für einen Ort, über den man zum jeweiligen Kreis kommt? Johannes berichtet vom “Hilfe im Notfall”-Projekt, wo viel Interesse an einzelnen Gemeinden gemessen wurde. David ergänzt: Zahlen für Mouseover-Events bei interaktiven Grafiken sind “miserabel”, der Aufwand meist höher als der Ertrag.

Beim Südkurier keine Tooltips mehr, sondern eher Dropdown-Menüs. Elisa stimmt für den BR zu: “die eigene Stadt einzugeben, funktioniert, aber zum Drüberhovern muss man die Leute extrem motivieren”. Vermutlich hat das mit der Nutzung an Mobilgeräten zu tun. Jan Georg: statt Dropdown eventuell auch alphabtisches “Verzeichnis” z.B. nach Anfangsbuchstabe der Stadt anbieten. Das kennen die User eventuell vom Navigationsgerät im Auto.

Lob Till Nagel:  Hintergrundfarben sind sehr gut eingesetzt. Für manche wohl eher verwirrend: die gestrichelten und gepunkteten Linien. 

Idee: die Linien-Prominenz umdrehen – Small Multiples mit ausgegrautem Durchschnitt und dicker farbiger Kurve für jeden einzelnen Kreis.

Quelle: https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-coronavirus-coronavirus-so-viele-faelle-sind-in-der-region-bekannt-_arid,1615754.html

Fazit: Sehr interessant wäre eine wissenschaftliche Forschung etwa zur Rezeption oder vergleichend über mehrere Medien

Till Nagel kennt keine Studien dazu im Corona-Kontext, allerdings sind einige Papers für die Konferenz IEEE Vis eingereicht worden (http://ieeevis.org/year/2020/welcome).

Linktipp: CoronaAnalysen von Till Nagels Studenten

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