Im Vorfeld der Kommunal- und Europawahl hat sich das Netzwerk Datenjournalismus Baden-Württemberg (ddjbw) mit der Veröffentlichung von Wahldaten befasst: Diese sollten unmittelbar nach Auszählung maschinenlesbar zur Verfügung gestellt werden. Zudem läuft bis Ende 2020 das Programm PC-Wahl aus, das – neben anderen Anwendungen – auch in Baden-Württemberg zum Einsatz kommt. Aus unserer Sicht ein guter Zeitpunkt, einen breiten Dialog mit öffentlichen Stellen, Journalisten, Wissenschaftlern und Anbietern von Wahlsoftware anzustoßen.
Das Netzwerk ddjbw besteht aus etwa 20 Datenjournalistinnen und -journalisten in Baden-Württemberg, die sich für die Förderung des Datenjournalismus sowie des Open-Data-Gedankens einsetzen. Traditionell spielen Daten in der Wahlberichterstattung eine zentrale Rolle. Wir regen an, die Wahlergebnisse unmittelbar nach der Auszählung flächendeckend maschinenlesbar öffentlich zugänglich zu machen.
Wahlergebnisdaten sind von höchstem öffentlichen Interesse und daher elementar für die Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an demokratischen Entscheidungsprozessen.
Die Digitalisierung hat neue Möglichkeiten der Übertragung, Visualisierung und Verbreitung von öffentlichen Daten („Open Data“ bzw. „Open Government“) geschaffen. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die Veröffentlichung von Wahlergebnisdaten. Ideal wären dabei aus unserer Sicht:
(1) Im Vorfeld der Wahl:
* Vorabinformation zur Bereitstellung der Wahlergebnisse
* Beschreibungstext zu Struktur und Aufbau der Ergebnisdatei
* Frühzeitige Bereitstellung einer Testdatei
* Vergleichsdaten für Vorwahlvergleiche
* Eine vollständige Liste von Kandidaten und Parteien
* Informationen zu Zuschnitt und Nummerierung der Wahlbezirke, Wahlkreise und weiteren relevanten Ebenen wie etwa Briefwahlbezirke. Dazu zählen auch maschinenlesbare Geodaten.
(2) Am Wahlabend und den Folgetagen:
* Automatisierte Veröffentlichung der Wahldaten bis auf die Ebene der Wahlbezirke unmittelbar nach der Erfassung in einem maschinenlesbaren Dateiformat. Die Datenstruktur ist für eine automatisierte Übertragung bspw. in Datenbanken optimiert. Die Datenbereitstellung erfolgt idealerweise über eine Schnittstelle.
* Ständige Aktualisierung der Ergebnisdateien
* Veröffentlichung der vorläufigen sowie der amtlichen Endergebnisse in einem einheitlichen Format
* Veröffentlichung der Sitzverteilung inkl. der direkt oder per Überhang- bzw. Ausgleichsmandate gewählten Abgeordneten
Wir verstehen diese Initiative als Anstoß und Anregung, um insbesondere Kommunen aber auch – je nach Wahl und Zuständigkeit – Kreis-, Landes- sowie den Bundeswahlleiter als bereitstellende Institutionen mit den Abnehmern von Wahldaten ins Gespräch zu bringen. Wir glauben, dass davon nicht nur Journalisten profitieren können. Gerne sind wir bereit, uns an einer breiten Diskussion mit allen Beteiligten (bspw. öffentliche Stellen, Wissenschaftler, Journalisten, Anbieter von Wahlsoftware etc.) über offene Wahldaten zu beteiligen.
Langfristig regen wir zudem die Etablierung eines bundesweit einheitlichen Standards zur Veröffentlichung von Wahlergebnissen an.
Netzwerk Datenjournalismus in Baden-Württemberg (ddjbw), März 2019
Hintergrund und Kontakt:
ddjbw ist ein Netzwerk für Datenjournalismus und Open Data in Baden-Württemberg. Es wurde im Herbst 2017 von 20 baden-württembergischen Datenjournalistinnen und Datenjournalisten gegründet. Mit dem Netzwerk sollen Erfahrungen ausgetauscht, Netzwerke geknüpft und gemeinsame Projekte realisiert werden. Wir treffen uns vier bis sechs Mal im Jahr. Die Treffen sind offen für alle, die in den Bereichen Datenjournalismus, Open Data, Open Government etc. arbeiten.
Fragen zum Netzwerk ddjbw beantwortet Jan Georg Plavec, Redakteur bei Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten: jangeorg.plavec@stzn.de, Telefon 0711 7205 1184
Ansprechpartner für das Thema „Öffentliche Wahldaten“: Daniel Kraft, Koordination Onlineredaktion, „Mannheimer Morgen“, dkraft@mamo.de, Telefon 0621 392 1696.