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Runder Tisch Medienzukunft BW – unser Beitrag

Ein Bericht in der Stuttgarter Zeitung hat den Runden Tisch zur Medienzukunft Baden-Württemberg kritisiert (https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.runder-tisch-der-landesregierung-aufregung-um-gruen-schwarze-planspiele.b6d0aa14-9a22-4b52-9143-74242b9e0096.html).

Die Landesregierung möchte mit dieser Initiative den Medienwandel begleiten. Mehrere ddjbw-Mitglieder haben den initial dazu erstellten Bericht zur Medienlandschaft Baden-Württemberg als lückenhaft kritisiert. Insbesondere das Thema Datenjournalismus und Innovation (z.B. Textautomatisierung) wird aus unserer Sicht äußerst oberflächlich behandelt.

Auf zwei E-Mails mit einem Gesprächsangebot reagierte die Landesregierung nicht. Die folgende Eingabe mit einigen Anregungen haben wir im Juni an den zuständigen Referenten in der Landesregierung geschickt. Was daraus wurde, wissen wir nicht. Vielleicht lenkt der Bericht in der StZ das Augenmerk auf diesen wichtigen Teil des Regierunghandelns. Deshalb posten wir hier unsere Eingabe:

 

Der Sachstandsbericht widmet dem Digitalthema Datenjournalismus zwei Seiten, geht aber leider nur sehr begrenzt auf konkrete Projekte ein, die von Redaktionen in Baden-Württemberg umgesetzt wurden und werden. Unter anderem sind der SWR (mit seinem „Abgasalarm“ zur Messung der Stickoxidbelastung im Land und „Hilfe im Notfall“ zum Thema Rettungsdienste), die Gemeinschaftsredaktion Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten (mit dem „Feinstaubradar“, bei dem auch Künstliche Intelligenz und Textautomatisierung zum Einsatz kommen oder dem Datenprojekt „BW Atlas“) und auch Lokalredaktionen wie die Schwäbische Zeitung oder die Heilbronner Stimme auf diesem Gebiet bereits aktiv.

Um die Sichtbarkeit und Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen zu erhöhen, haben wir im Herbst 2017 mit Unterstützung des Deutschen Journalistenverbands und der MFG Baden-Württemberg das Netzwerk #ddjbw gegründet. Darin schließen sich aktuell knapp 20 Journalistinnen und Journalisten sowie Open-Data-Experten zusammen, um gegenseitig Best-Practice-Projekte zu diskutieren und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Wir treffen uns alle zwei bis drei Monate und haben da regelmäßig Gesprächspartner zu Gast, zuletzt etwa Frederik von Castell (Uni Mainz, forscht zu Datenjournalismus) und bald Frank Feulner von AX Semantics (Textautomatisierungs-Software, ist auch im Sachstandsbericht erwähnt).

Wir bieten uns als Netzwerk an, um zu Themen wie Datenjournalismus, Open Data / Open Government und Künstliche Intelligenz mit den relevanten Akteuren im Land ins Gespräch zu kommen. In der Branche werden diese Zukunftsthemen gerade intensiv diskutiert und ausprobiert, auch mit Blick auf neue Geschäftsfelder für Verlage. Mögliche Themen, zu denen wir unsere Perspektive einbringen könnten und die wir gerne anregen würden, sind:

– Eine Überarbeitung der Journalisten-/Volontärsausbildung (wurde in Zusammenarbeit mit der MFG und dem Deutschen Journalistenverband bereits diskutiert)

– Fördermodelle für medienübergreifende Datenjournalismus-Projekte, z.B. über ein Landesstipendium

– Ein landesweiter Hackathon, bei dem Journalisten und Studenten mit Daten der Landesverwaltung arbeiten können, um das Potenzial von Open Data und Open Government aufzuzeigen (das Verkehrsministerium hat Ende April den Digital Mobility Hack BW organisiert, der meiner Ansicht nach sehr gelungen war)

– Datenjournalismus ist nach vielen Seiten offen, unter anderem Citizen Science, Internet of Things, Open Data – hier könnte über Möglichkeiten zur landesweiten Vernetzung nachgedacht werden, z.B. in Form regelmäßiger Expertenrunden oder einer Konferenz

– Auch die Vernetzung mit den Hochschulen im Land ist ein Thema, das bislang kaum beachtet ist. Dabei wären dort sehr viel Kompetenzen vorhanden, die gerade für digitale journalistische Innovationen relevant sind.

Generell erscheint es uns wichtig, den Journalismusstandort Baden-Württemberg gegenüber anderen Ländern zu stärken. Erfolgreiche datenjournalistische Projekte stehen und fallen mit den nötigen Ressourcen, die Verlage und Redaktionen dafür bereitstellen. Gerade über Gesprächsforen und Initiativen zur Vernetzung können Personal und Kompetenzen gepoolt werden, um die Einstiegshürden zu senken – das ist ja auch die Idee hinter dem (diesbezüglich aber nicht zuletzt finanziell beschränkten) Netzwerk #ddjbw. Jedenfalls zeigen Regionalmedien wie die Berliner Morgenpost, dass man auch ohne bundesweite Zielgruppe beeindruckende Datenprojekte auf die Beine stellen kann.

Wir würden uns freuen, künftig zur Weiterentwicklung des Medienstandorts und journalistischer Innovationen in Baden-Württemberg mitzudiskutieren.

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